Bloggen für den Regenwald – oder: Der 1 Euro-Deal mit C-Bloggern


Ich weiß nicht, was ich von dieser Aktion halten soll:

Die musical-fanpage ruft zum Gutmensch-Bloggen* auf – und will damit eine möglichst hohe Verlinkung zum Ticket-Online-Portal herstellen. So lautet der Aufruf:

Du hast einen Blog oder eine eigene Homepage? Dann kannst du jetzt etwas gutes tun […]! Schreibe in deinem Blog oder auf deiner Homepage einen Artikel über König der Löwen und verlinke diese Seite mit dem Linktext „König der Löwen Tickets“. […] Wir spenden für jeden der teilnimmt 1 EURO an den WWF und anschließend gibt es noch für den Blogger, der die meisten Trackbacks sammelt einen iPod nano dazu! Unser Ziel ist es mit einer Spende an den WWF mindestens 20 Hektar Amazonas Regenwald zu sichern! Dafür werden mindestens 100 € benötigt, also 100 Teilnehmer an unserer Aktion.**

Die Aktion läuft bis zum 30.06.2009. Bis jetzt haben sich gerade einmal 26 C-Blogger erbarmt. Warum wohl? Also, warum nicht mehr? Vielleicht, weil es einfach zu billig ist, 1,- Euro für einen Trackback bezahlen … äh, spenden … zu wollen?

Das Ganze erinnert mich ein wenig an die „Saufen für den Regenwald“-Aktion von Krombacher und dem TV-Jauch vor ein paar Jahren…

Es gab/gibt ja auch schon ähnliche Aktionen in der Bloggogsphäre und im Twitterverse:
Der Poken-Shop versucht es im Moment auch mit der Regenwald-Masche: 1 Monat lang Werbe-Banner des Shops im Blog integrieren = 1 Poken als Dankeschön geschenkt + 1 vom Poken-Shop gespendeter Baumsetzling für die Tropenwaldstiftung OroVerde obendruff…

Christian Ogiat versucht seit dem 13. April, 1.000 Follwers auf Twitter zusammen zu bekommen, indem er bei Erreichen der Zahl eine Spende in Höhe von 333,- Euro an die Deutsche Kinder Krebshilfe verspricht. Weit ist er damit bisher nicht gekommen – ihm folgen heute gerade einmal 104 Twitterer… In der Xing-Gruppe „I love Twitter“ wurde diese Aktion bereits heftig diskutiert…

Und welche Tageszeitung war es gleich nochmal, die Ende letzten Jahres auf Twitter für jeden neuen Follower was spenden wollte?

Nun sind Follower-Aktionen (genauso wie der Bier-Kauf) und auch eine temporäre Banner-Werbung wesentlich niedrigschwelliger als Aufrufe zum Bloggen, schließlich vergebe ich mir nicht so viel, wenn ich jemandem auf Twitter folge – kann ja beizeiten wieder entfollowen -, aber die Themenhoheit in meinem Blog gebe ich nicht mal eben so für einen Euro her, wenn ich mir auf meine Blogger-Ehre was einbilde – oder?

Charity-Aktionen von Unternehmen sind als Marketing-Maßnahme ja Gang und Gäbe. Ich frage mich, unter welchen Rahmenbedingungen eine solche Charity-Aktion im Social Web als glaubwürdig wahrgenommen wird: Was braucht es, damit das vermeintlich so soziale Engagement nicht zu plump und billig wirkt, damit sich Blogger und Twitterer zum Mitmachen motiviert fühlen – und zwar zum Drüber-bloggen, Retweeten, Verlinken? Wer kennt besonders gelungene bzw. besonders miese Charity-Aktionen dieser Art von Unternehmen im Web 2.0?

Die Diskussion ist eröffnet.

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* Ich verstehe, wenn mein Beitrag der musical-fanpage keinen Euro und dem Poken-Shop kein Poken und kein Setzling wert ist…

** Die „Original“-Spendenaktion des WWF findet Ihr HIER.